Brief an J. B. v. Schweitzer. Der Social-Demokrat Nr. 16, 17 und 18 vom 1., 3. und 5. Februar 1865.
Sehr geehrter Herr!
Ich erhielt gestern einen Brief, worin Sie von mir ausführliche Beurteilung Proudhons verlangen. Zeitmangel erlaubt mir nicht, Ihren Wunsch zu befriedigen. Zudem habe ich keine seiner Schriften hier zur Hand. Um Ihnen jedoch meinen guten Willen zu zeigen, werfe ich rasch eine kurze Skizze hin. Sie können dann nachholen, zusetzen, auslassen, kurz und gut, damit machen, was Ihnen gutdünkt. [1]
Proudhons erster Versuche erinnere ich mich nicht mehr. Seine Schularbeit über die “Langue universelle” zeigt, wie ungeniert er sich an Probleme wagte, zu deren Lösung ihm noch die ersten Vorkenntnisse fehlten.
Sein erstes Werk Qu’est-ce que la propriété? [Was ist das Eigentum?] ist unbedingt sein bestes Werk. Es ist epochemachend, wenn nicht durch neuen Inhalt, so doch durch die neue und kecke Art, Altes zu sagen. In den Werken der ihm bekannten französischen Sozialisten und Kommunisten war natürlich die “propriété” nicht nur mannigfach kritisiert, sondern auch utopistisch “aufgehoben” worden. Proudhon verhält sich in jener Schrift zu Saint-Simon und Fourier ungefähr wie sich Feuerbach zu Hegel verhält. Verglichen mit Hegel ist Feuerbach durchaus arm. Dennoch war er epochemachend nach Hegel, weil er den Ton legte auf gewisse, dem christlichen Bewußtsein unangenehme und für den Fortschritt der Kritik wichtige Punkte, die Hegel in einem mystischen Clair-obscur gelassen hatte.
Wenn ich mich so ausdrücken darf, herrscht in jener Schrift Proudhons noch starke Muskulatur des Stils. Und ich halte den Stil derselben für ihr Hauptverdienst. Man sieht, daß selbst da, wo nur Altes reproduziert wird, Proudhon selbständig findet; daß das, was er sagt, ihm selbst neu war und als neu gilt. Herausfordernder Trotz, der das ökonomische “Allerheiligste” antastet, geistreiche Paradoxie, womit der gemeine Bürgerverstand gefoppt wird, zerreißendes Urteil, bittre Ironie, dann und wann durchschauend ein tiefes und wahres Gefühl der Empörung über die Infamie des Bestehenden, revolutionärer Ernst — durch alles das elektrisierte “Qu’est-ce que la propriété” und gab einen großen Anstoß bei seinem ersten Erscheinen. In einer streng wissenschaftlichen Geschichte der politischen Ökonomie wäre dieselbe Schrift kaum erwähnenswert. Aber solche Sensationalschriften spielen in den Wissenschaften ebensogut ihre Rolle wie in der Romanliteratur. Man nehme z.B. Malthus’ Schrift über “Population”. In ihrer ersten Ausgabe ist sie nichts als ein “sensational pamphlet”, dazu Plagiat von Anfang zu Ende. Und doch, wieviel Anstoß gab dies Pasquill auf das Menschengeschlecht!
Läge Proudhons Schrift vor mir, so wäre an einigen Beispielen seine erste Manier leicht nachzuweisen. In den Paragraphen, die er selbst für die wichtigsten hielt, ahmt er Kants Behandlung der Antinomien nach — es war dies der einzige deutsche Philosoph, den er damals aus Übersetzungen kannte — und läßt den starken Eindruck zurück, daß ihm, wie Kant, die Lösung der Antinomien für etwas gilt, das “jenseits” des menschlichen Verstandes fällt, d.h. worüber sein eigner Verstand im unklaren bleibt.
Trotz aller scheinbaren Himmelsstürmerei findet man aber schon in “Qu’estce que la propriété?” den Widerspruch, daß Proudhon einerseits die Gesellschaft vom Standpunkt und mit den Augen eines französischen Parzellenbauern (später petit bourgeois) kritisiert, andererseits den von den Sozialisten ihm überlieferten Maßstab anlegt.
Das Ungenügende der Schrift war schon in ihrem Titel angedeutet. Die Frage war so falsch gestellt, daß sie nicht richtig beantwortet werden konnte. Die antiken “Eigentumsverhältnisse” waren untergegangen in den feudalen, die feudalen in den “bürgerlichen”. Die Geschichte selbst hatte so ihre Kritik an den vergangnen Eigentumsverhältnissen ausgeübt. Das, worum es sich für Proudhon eigentlich handelte, war das bestehende modern-bürgerliche Eigentum. Auf die Frage, was dies sei, konnte nur geantwortet werden durch eine kritische Analyse der “politischen Ökonomie”, die das Ganze jener Eigentumsverhältnisse, nicht in ihrem juristischen Ausdruck als Willensverhältnisse, sondern in ihrer realen Gestalt, d.h. als Produktionsverhältnisse, umfaßte. Indem Proudhon aber die Gesamtheit dieser ökonomischen Verhältnisse in die allgemeine juristische Vorstellung “das Eigentum”, “la propriété”, verflocht, konnte er auch nicht über die Antwort hinauskommen, die Brissot mit denselben Worten in einer ähnlichen Schrift schon vor 1789 gegeben hatte: “La propriete c’est le vol” [“Eigentum ist Diebstahl”].
Im besten Fall kommt dabei nur heraus, daß die bürgerlich-juristischen Vorstellungen von “Diebstahl” auch auf des Bürgers eignen “redlichen” Erwerb passen. Andererseits verwickelte sich Proudhon, da der “Diebstahl” als gewaltsame Verletzung des Eigentums das Eigentum voraussetzt, in allerlei ihm selbst unklare Hirngespinste über das wahre bürgerliche Eigentum.
Während meines Aufenthalts in Paris, 1844, trat ich zu Proudhon in persönliche Beziehung, Ich erwähne das hier, weil ich zu einem gewissen Grad mit schuld bin an seiner “Sophistication”, wie die Engländer die Fälschung eines Handelsartikels nennen. Während langer, oft übernächtiger Debatten infizierte ich ihn zu seinem großen Schaden mit Hegelianismus, den er doch bei seiner Unkenntnis der deutschen Sprache nicht ordentlich studieren konnte. Was ich begann, setzte nach meiner Ausweisung aus Paris Herr Karl Grün fort. Der hatte als Lehrer der deutschen Philosophie noch den Vorzug vor mir, daß er selbst nichts davon verstand.
Kurz vor Erscheinen seines zweiten bedeutenden Werkes “Philosophie de la misère etc.” kündigte mir Proudhon dieses selbst in einem sehr ausführlichen Brief an, worin u.a. die Worte unterlaufen: “J’attends votre férule critique” [“Ich erwarte Ihre strenge Kritik”]. Indes fiel diese bald in einer Weise auf ihn (in meiner Schrift “Misère de la philosophie etc.”, Paris 1847), die unserer Freundschaft für immer ein Ende machte.
Aus dem hier Gesagten ersehen Sie, daß Proudhons “Philosophie de la misère ou Système des contradictions économiques” eigentlich erst die Antwort enthielt auf die Frage: “Qu’est-ce que la propriété?”. Er hatte in der Tat erst nach dem Erscheinen dieser Schrift seine ökonomischen Studien begonnen; er hatte entdeckt, daß die von ihm aufgeworfene Frage nicht beantwortet werden konnte mit einer Invektive, sondern nur durch Analyse der modernen “politischen Ökonomie”. Er versuchte zugleich, das System der ökonomischen Kategorien dialektisch darzustellen. An die Stelle der unlösbaren “Antinomien” Kants sollte der Hegelsche “Widerspruch” als Entwicklungsmittel treten. Zur Beurteilung seines zweibändigen, dickleibigen Werkes muß ich Sie auf meine Gegenschrift verweisen. Ich zeigte darin u.a., wie wenig er in das Geheimnis der wissenschaftlichen Dialektik eingedrungen; wie er andererseits die Illusionen der spekulativen Philosophie teilt, indem er die ökonomischen Kategorien, statt als theoretische Ausdrücke historischer, einer bestimmten Entwickelungsstufe der materiellen Produktion entsprechender Produktionsverhältnisse zu begreifen, sie in präexistierende, ewige Ideen* verfaselt, und wie er auf diesem Umwege wieder auf dem Standpunkt der bürgerlichen Ökonomie ankommt. [2]
Ich zeige weiter noch, wie durchaus mangelhaft und teilweise selbst schülerhaft seine Bekanntschaft mit der “politischen Ökonomie”, deren Kritik er unternahm, und wie er mit den Utopisten auf eine sogenannte “Wissenschaft” Jagd macht, wodurch eine Formel für die “Lösung der sozialen Frage” à priori herausspintisiert werden soll, statt die Wissenschaft aus der kritischen Erkenntnis der geschichtlichen Bewegung zu schöpfen, einer Bewegung, die selbst die materiellen Bedingungen der Emanzipation produziere. Namentlich aber wird gezeigt, wie Proudhon über die Grundlage des Ganzen, den Tauschwert, im unklaren, falschen und halben bleibt, ja die utopistische Auslegung der Ricardoschen Werttheorie für die Grundlage einer neuen Wissenschaft versieht. Über seinen allgemeinen Standpunkt urteile ich zusammenfassend wie folgt:
Jedes ökonomische Verhältnis hat eine gute und eine schlechte Seite; das ist der einzige Punkt, in dem Herr Proudhon sich nicht selbst ins Gesicht schlägt. Die gute Seite sieht er von den Ökonomen hervorgehoben, die schlechte von den Sozialisten angeklagt. Er entlehnt den Ökonomen die Notwendigkeit der ewigen Verhältnisse; er entlehnt den Sozialisten die Illusion, in dem Elend nur das Elend zu erblicken (statt darin die revolutionäre, zerstörende Seite zu erblicken, welche die alte Gesellschaft umstürzen wird). Er ist mit beiden einverstanden, wobei er sich auf die Autorität der Wissenschaft zu stützen sucht. Die Wissenschaft reduziert sich für ihn auf den zwerghaften Umfang einer wissenschaftlichen Formel; er ist der Mann auf der Jagd nach Formeln. Demgemäß schmeichelt sich Herr Proudhon, die Kritik sowohl der politischen Ökonomie als des Kommunismus gegeben zu haben — er steht tief unter beiden. Unter den Ökonomen, weil er als Philosoph, der eine magische Formel bei der Hand hat, sich erlassen zu können glaubt, in die rein ökonomischen Details einzugehen; unter den Sozialisten, weil er weder genügend Mut noch genügend Einsicht besitzt, sich, und wäre es nur spekulativ, über den Bourgeoishorizont zu erheben […]. Er will als Mann der Wissenschaft über Bourgeois und Proletariern schweben; er ist nur der Kleinbürger, der beständig zwischen dem Kapital und der Arbeit, zwischen der politischen Ökonomie und dem Kommunismus hin- und hergeworfen wird.
Hart, wie das vorstehende Urteil klingt, muß ich noch heute jedes Wort desselben unterschreiben. Zugleich aber bedenke man, daß zur Zeit, wo ich Proudhons Buch für den Kodex des Sozialismus des petit bourgeois erklärte und dies theoretisch nachwies, Proudhon noch als Ultra-Erzrevolutionär von politischen Ökonomisten und von Sozialisten zugleich verketzert ward. Deshalb habe ich später auch nie eingestimmt in das Geschrei über seinen “Verrat” an der Revolution. Es war nicht seine Schuld, wenn er, von andern wie von sich selbst ursprünglich mißverstanden, unberechtigte Hoffnungen nicht erfüllt hat.
In der “Philosophie de la misère” springen alle Mängel der Proudhonschen Darstellungsweise im Kontrast zu “Qu’est-ce que la propriété?” sehr ungünstig hervor. Der Stil ist oft, was die Franzosen ampoulé [schwülstig] nennen. Hochtrabend spekulatives Kauderwelsch, deutsch-philosophisch sein sollend, tritt regelrecht ein, wo ihm die gallische Verstandesschärfe ausgeht. Ein marktschreierischer, selbstlobhudelnder, ein renommistischer Ton, namentlich das stets so unerquickliche Gesalbader von und falsches Gepränge mit “Wissenschaft”, gellt einem fortwährend ins Ohr. Statt der wirklichen Wärme, welche die erste Schrift durchleuchtet, wird sich hier an gewissen Stellen systematisch in eine fliegende Hitze hineindeklamiert. Dazu das unbeholfen-widrige Gelehrttun des Autodidakten, dessen natur wüchsiger Stolz auf originelles Selbstdenken bereits gebrochen ist und der nun als Parvenü der Wissenschaft mit dem, was er nicht ist und nicht hat, sich spreizen zu müssen wähnt. Dann die Gesinnung des Kleinbürgers, der etwa einen Mann wie Cabet, respektabel wegen seiner praktischen Stellung zum französischen Proletariat, unanständig brutal — weder scharf noch tief, noch selbst richtig — angreift, dagegen z.B. einem Dunoyer (allerdings “Staatsrat”) gegenüber artig tut, obgleich die ganze Bedeutung jenes Dunoyer in dem komischen Ernst bestand, womit er drei dicke, unerträglich langweilige Bände hindurch den Rigorismus predigte, den Helvetius so charakterisiert: “On veut que les malheureux soient parfaits” [Man verlangt, daß die Unglücklichen vollkommen sein sollen].
Die Februarrevolution kam Proudhon in der Tat sehr ungelegen, da er just einige Wochen zuvor unwiderleglich bewiesen hatte, daß “die Ära der Revolutionen” für immer vorüber sei, Sein Auftreten in der Nationalversammlung, sowenig Einsicht in die vorliegenden Verhältnisse es bewies, verdient alles Lob. Nach der Juni-Insurrektion war es ein Akt großen Mutes. Es hatte außerdem die günstige Folge, daß Herr Thiers in seiner Gegenrede gegen Proudhons Vorschläge, die dann als besondere Schrift veröffentlicht ward, ganz Europa bewies, auf welchem Kleinkinderkatechismus-Piedestal dieser geistige Pfeiler der französischen Bourgeoisie stand. Herrn Thiers gegenüber schwoll Proudhon in der Tat zu einem vorsündflutlichen Kolosse auf.
Proudhons Entdeckung des “crédit gratuit” [“zinslosen Kredit”] und die auf ihn basierte “Volksbank” (banque du peuple) waren seine letzten ökonomischen “Taten”. In meiner Schrift “Zur Kritik der Politischen Oekonomie”, Heft 1, Berlin 1859, findet man den Beweis, daß die theoretische Grundlage seiner Ansicht aus einer Verkennung der ersten Elemente der bürgerlichen “politischen Ökonomie”, nämlich des Verhältnisses der Waren zum Geld, entspringt, während der praktische Überbau bloße Reproduktion viel älterer und weit besser ausgearbeiteter Pläne war. Daß das Kreditwesen, ganz wie es z.B. im Anfang des 18. und später wieder des 19. Jahrhunderts in England dazu diente, das Vermögen von einer Klasse auf die andere zu übertragen, unter bestimmten ökonomischen und politischen Umständen zur Beschleunigung der Emanzipation der arbeitenden Klasse dienen kann, unterliegt nicht dem geringsten Zweifel, ist selbstverständlich. Aber das zinstragende Kapital als die Hauptform des Kapitals betrachten, aber eine besondere Anwendung des Kreditwesens, angebliche Abschaffung des Zinses, zur Basis der Gesellschaftsumgestaltung machen wollen, ist eine durchaus spießbürgerliche Phantasie. Man findet diese Phantasie daher in der Tat auch des weiteren ausgepatscht bereits bei den ökonomischen Wortführern der englischen Kleinbürgerschaft des siebzehnten Jahrhunderts. Proudhons Polemik mit Bastiat (1850), bezüglich des zinstragenden Kapitals steht tief unter der “Philosophie de la misère”. Er bringt es fertig, selbst von Bastiat geschlagen zu werden, und bricht in burleskes Gepolter aus, wo sein Gegner ihm Gewalt antut.
Vor wenigen Jahren schrieb Proudhon eine Preisschrift — ich glaube von der Lausanner Regierung veranlaßt — über die “Steuern”. Hier er lischt auch die letzte Spur von Genialität. Es bleibt nichts als der petit bourgeois tout pur [Kleinbürger reinsten Wassers].
Was Proudhons politische und philosophische Schriften angeht, so zeigt sich in allen derselbe widerspruchsvolle, zwieschlächtige Charakter wie in den ökonomischen Arbeiten. Dabei haben sie nur lokal-französischen Wert. Seine Angriffe gegen Religion, Kirche usw. besitzen jedoch ein großes lokales Verdienst zu einer Zeit, wo die französischen Sozialisten es passend hielten, dem bürgerlichen Voltairianismus des 18. und der deutschen Gottlosigkeit des 19. Jahrhunderts durch Religiosität überlegen zu sein. Wenn Peter der Große die russische Barbarei durch Barbarei niederschlug, so tat Proudhon sein Bestes, das französische Phrasenwesen durch die Phrase niederzuwerfen.
Als nicht nur schlechte Schriften, sondern als Gemeinheiten, jedoch dem kleinbürgerlichen Standpunkt entsprechende Gemeinheiten, sind zu bezeichnen seine Schrift über den “Coup d’état”, worin er mit L. Bonaparte kokettiert, ihn in der Tat den französischen Arbeitern mundgerecht zu machen strebt, und seine letzte Schrift gegen Polen, worin er dem Zaren zur Ehre kretinartigen Zynismus treibt.
Man hat Proudhon oft mit Rousseau verglichen. Nichts kann falscher sein. Eher hat er Ähnlichkeit mit Nic[olas] Linguet, dessen “Théorie des loix civiles” übrigens ein sehr geniales Buch ist.
Proudhon neigte von Natur zur Dialektik. Da er aber nie die wirklich wissenschaftliche Dialektik begriff, brachte er es nur zur Sophistik. In der Tat hing das mit seinem kleinbürgerlichen Standpunkt zusammen. Der Kleinbürger ist wie der Geschichtsschreiber Raumer zusammengesetzt aus einerseits und andrerseits. So in seinen ökonomischen Interessen, und daher in seiner Politik, seinen religiösen, wissenschaftlichen und künstlerischen Anschauungen. So in seiner Moral, so in everything [in allem]. Er ist der lebendige Widerspruch. Ist er dabei, wie Proudhon, ein geistreicher Mann, so wird er bald mit seinen eigenen Widersprüchen spielen lernen und sie je nach Umständen zu auffallenden, geräuschvollen, manchmal skandalösen, manchmal brillanten Paradoxen ausarbeiten. Wissenschaftlicher Scharlatanismus und politische Akkommodation sind von solchem Standpunkt unzertrennlich. Es bleibt nur noch ein treibendes Motiv, die Eitelkeit des Subjekts, und es fragt sich, wie bei allen Eiteln, nur noch um den Erfolg des Augenblicks, um das Aufsehn des Tages. So erlischt notwendig der einfache sittliche Takt, der einen Rousseau z.B. selbst jedem Scheinkompromiß mit den bestehenden Gewalten stets fernhielt.
Vielleicht wird die Nachwelt die jüngste Phase des Franzosentums dadurch charakterisieren, daß Louis Bonaparte sein Napoleon war und Proudhon sein Rousseau-Voltaire.
Sie müssen nun selbst die Verantwortlichkeit dafür übernehmen, daß Sie, so bald nach dem Tode des Mannes, die Rolle des Totenrichters mir aufgebürdet.
Ihr ganz ergebener,
Karl Marx
[1] We found it better to print the letter without any changes. — Der Sozialdemokrat.
[2] “Wenn die Ökonomen sagen, daß die gegenwärtigen Verhältnisse — die Verhältnisse der bürgerlichen Produktion natürliche sind, so geben sie damit zu verstehen, daß es Verhältnisse sind, in denen die Erzeugung des Reichtums und die Entwicklung der Produktivkräfte sich gemäß den Naturgesetzen vollziehen. Somit sind diese Verhältnisse selbst von dem Einfluß der Zeit unabhängige Naturgesetze. Es sind ewige Gesetze, welche stets die Gesellschaft zu regieren haben. Somit hat es eine Geschichte gegeben, aber es gibt keine mehr.” (p. 113 meiner Schrift.)